Augen in
der Großstadt
Wenn du
zur Arbeit gehst
am frühen
Morgen,
wenn du am
Bahnhof stehst
mit deinen
Sorgen:
da zeigt
die Stadt
dir asphaltglatt
im
Menschentrichter
Millionen
Gesichter:
Zwei
fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue,
Pupillen, die Lider -
Was war
das? vielleicht dein Lebensglück...
vorbei,
verweht, nie wieder.
Du gehst
dein Leben lang
auf
tausend Straßen;
du siehst
auf deinem Gang, die
dich
vergaßen.
Ein Auge
winkt,
die Seele
klingt;
du hast's
gefunden,
nur für
Sekunden...
Zwei
fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue,
Pupillen, die Lider -
Was war
das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
Vorbei,
verweht, nie wieder.
Du mußt
auf deinem Gang
durch
Städte wandern;
siehst
einen Pulsschlag lang
den
fremden Andern.
Es kann
ein Feind sein,
es kann
ein Freund sein,
es kann im
Kampfe dein
Genosse
sein.
Er sieht
hinüber
und zieht
vorüber ...
Zwei
fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue,
Pupillen, die Lider -
Was war
das?
Von der
großen Menschheit ein Stück!
Vorbei,
verweht, nie wieder.
(Kurt
Tucholsky)
Quelle:
Tucholsky, Kurt, Mit Gedichten durchs Jahr, Zürich 2012, S.47.
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